Die „Beredsamkeit der Dinge“ geht in die vierte Runde: Kann man einen Mumiensarg, Conrat Meits „Adam und Eva“ oder einen Tanzspiegel aus Wyoming aus dem Blickwinkel der Mode lesen? Ja, man kann! Im Rahmen unserer Reihe „Die Beredsamkeit der Dinge“ hat die Autorin Isabelle Lehn genau dies getan und acht Exponaten im Herzoglichen Museum Gotha und Schloss Friedenstein einen literarischen Objekttext an die Seite gestellt. Dabei ist witzige und kluge Kurzprosa in 600 Zeichen entstanden: Dresscode!
Hier könnt ihr das Ergebnis hören.
Die Beredsamkeit der Dinge - eine literarische Intervention im musealen Raum
Was geschieht, wenn ein Objekttext nicht wissenschaftlich erklärt, sondern mit den Mitteln der Literatur kommentiert, assoziiert, spielt? Objekttexte sind jene oft zu klein beschriebenen Schilder, die dem Museumsgast Auskunft zum Werk in unmittelbarer Nähe geben. Künstler, Titel, Datum. Nicht selten gibt es noch Informationen zu Material und Technik, man erfährt in komprimierter Kurzprosa etwas über die Objektgeschichte oder die kulturelle Bedeutung. Dies geschieht mal in dichtem Fachduktus, mal in populärwissenschaftlicher Sprache.
Für „Die Beredsamkeit der Dinge“ begeben sich Autor:innen in das Herzogliche Museum und Schloss Friedenstein Gotha und suchen eine Handvoll Lieblingsobjekte aus, zu denen sie Kurztexte verfassen.
Die Autorin
Isabelle Lehn, geboren 1979 in Bonn, lebt heute in Leipzig und schreibt erzählende und essayistische Prosa. Sie ist promovierte Rhetorikerin, Autorin des mehrfach ausgezeichneten Debütromans Binde zwei Vögel zusammen und des Romans Frühlingserwachen. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, darunter ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds und zuletzt den Dietrich-Oppenberg-Medienpreis für ihren Aufsatz Weibliches Schreiben, der sich mit der geschlechtsspezifischen Rolle von Autor:innen im Literaturbetrieb auseinandersetzt. 2024 erschien im S. Fischer-Verlag ihr Roman Die Spielerin, der die Schattenseiten des internationationalen Finanzsystems in Visier nimmt und von Denis Scheck als „die feministische Antwort auf 'Der Pate'“ gelesen wurde.
Mit „Dresscode“ folgt Isabelle Lehn Yannic Han Biao Federer, Miku Sophie Kühmel und Elisabeth R. Hager nach.